Der Jümmiger Hammrich, zwischen Jümme und Leda gelegen, wurde lange als
„Mesopotamien“ bezeichnet, als „Zweistromland“, in dem sich wegen der quasi
Insellage ein teils ungewöhnliches Leben entwickelt. Der Blick auf „Das Haus am
Deich“ ermöglicht einen Blick auf und in dieses Leben. Zu den Besonderheiten
des Lebens der dort wohnenden Familien Ley und Schöneboom zählte der Betrieb
der Bootsfähre über die Leda und das Ringen um den Bau der „Amdofer Brücke“,
nach deren Fertigstellung sich das Leben im Hammrich veränderte, weil „Mesopotamien“
keine Insel mehr war.
Das Leben der Uhrmacher-Familie Müller prägte die Entwicklung von Rhaudermoor
und Westrhauderfehn mit. Es steht auch für die Verfolgung von „nicht
arischen“ Deutschen und für ein übles Kapitel in der Geschichte des Sportvereins
TuRa 07 Westrhauderfehn. Simon Müller, Uhrmacher in der zweiten Generation
auf dem Fehn und Mitgründer des Turnvereins, und weitere aktive Sportler und
Sportlerinnen wurden auf der Grundlage der NS-Rassegesetze aus dem Verein
ausgeschlossen.
Danach werfen wir einen Blick auf das Handelsunternehmen „Waterborg &
van Cammenga“ in Leer, das bereits im 18. Jahrhundert zu den herausragenden
Handelsgeschäften in Leer gehörte und auf die Arbeit in der Kornbrennerei „Koolman“
in Weener, deren Produktion längst eingestellt ist. In der Chronik des
Leeraner Unternehmens lesen wir unter anderem über die Bedeutung des Ladengeschäftes,
über das umfangreiche Lager und wie es verwaltet wurde. Wir erfahren,
welche Bedeutung ein Kochbuch hatte, das als Muss für jeden bürgerlichen
Haushalt galt.
Die Chronik der Schule Rhauderwieke in der Gemeinde Rhaudermoor ist eine
der wenigen in Ostfriesland, aus denen die Einträge aus der NS-Zeit nicht entfernt,
die Seiten nicht herausgetrennt wurden. Sie ermöglichen uns einen Blick
auf das Leben in der Vorkriegszeit, auf das Schulleben während des Krieges, auf
das Leben in jenen Jahren, in denen sich das Kriegsgeschehen noch weit entfernt
abspielte. Dann erfahren wir, wie die Kampfhandlungen immer näher kamen, wie
der Ort Rhaudermoor von gegnerischen Truppen besetzt wurde und wie sich das
Leben dadurch veränderte. Schließlich helfen uns die Einträge nachzuvollziehen,
wie sich die „Polenzeit“ auf das Leben im Ort ausgewirkt hat.
Im letzten Kapitel setzen wir die Wiedergabe der Beiträge fort, die der Lehrer und
Heimatforscher Michael Till Heinze im Jahr 1989 für die Wochenzeitung „Fehntjer
Kurier“ geschrieben hat. Zwar gibt es über die eine oder andere dort zu lesende
Aussage inzwischen neue Erkenntnisse, der historische Werte dieser Publikationen
wird dadurch nicht berührt. Die von Heinze zusammengetragenen Fotos und vor
allem die Erinnerungen von Zeitzeugen sind ein bleibender historischer Schatz
und eine Fundgrube für Lokalhistoriker.