Zu einer Zeitreise durch die Geschichte Westrhauderfehns aufzubrechen, bietet Tausende Möglichkeiten innezuhalten, sich in den Augenblick hineinzuversetzen und teils kopfschüttelnd, teils mit Hochachtung wahrzunehmen, wie die Menschen ihr Leben gelebt haben. Tausende alltägliche aber auch herausragende
Ereignisse haben den Ort zu dem gemacht, was er heute ist. Wenn wir uns im Folgenden auf die eher besonderen Ereignisse konzentrieren, dann in dem Bewusstsein, dass dazu Tausende „kleine Leute“ beigetragen haben.
Dies gilt für die Vor- und die Frühgeschichte, mit der wir unsere Zeitreise beginnen, ebenso wie für den Blick in die Wirtschaft und die drei herausragenden Unternehmen Hagius, Sarrazin und Plümer, wo sie endet. Zunächst erfahren wir, welche Rolle der Johanniterorden und die Rhauder Schanze in der Gründungsphase des „Westerhauderfehn“ gespielt haben, warum der erste Gründungsversuch scheiterte, wer die Fehngründer waren, dass es nicht ein, sondern drei „Urbarmachungsedikte“ beziehungsweise „-konzessionen“ gab, welche Fehler beim zweiten Anlauf gemacht wurden und warum und was es mit dem Dauerstreit mit dem Malteserorden auf sich hat.
Vor diesem Hintergrund verstehen wir, wie wichtig die Schifffahrt für unseren Ort war, welchen Beitrag der Schiffbau und dessen Zulieferbetriebe geleistet haben und wie sich vor dem Hintergrund der vielfältigen Anforderungen der gesamten Fehnwirtschaft eine vielfältige Schullandschaft entwickelte. Volksschule(n),
die „höhere Privatschule“, Mittelschule, Gewerbe- und schließlich die Navigationsvorschule trugen zur Qualifizierung der Fehnbevölkerung bei.
Der Blick auf den „Fehntjer Markt“ belegt, dass Westrhauderfehn schon früh überregionale Bedeutung beigemessen wurde. Dies gilt auch für den 1927 in Westrhauderfehn stattgefundenen „Ostfriesischen Handwerkertag“. Beleg für die Bedeutung des Ortes ist auch die „Kinozeit“ mit dem vielfältigen Programm an bis zu fünf Wochentagen und in bis zu drei Kinos.
Schon beim Blick auf das Schulwesen wird deutlich, dass die Entwicklung der beiden Fehnorte Ost- und Westrhauderfehn nicht ohne Beachtung des Wirkens der Kirchengemeinden verstanden werden kann.
Dass die „Rhauderfehngesellschaft“, die als „Rhauderfehn Kompanie“ die Overledinger Fehnorte erst möglich gemacht hat, 1923 endgültig aufgelöst wurde, war damals für die Mehrheit der Bevölkerung nur eine Randnotiz in der Geschichte. Längst hatten andere Kräfte die Entwicklung des Fehns übernommen, allen voran die Kleinbahn, die der heimischen Wirtschaft Schub verlieh, selbst aber nicht erfolgreich war, anders als viele Betriebe vor oder zeitgleich mit ihr wie die Mühlen (von der Rossmühle bis zur elektrisch angetriebenen Mühle „Zeldenrüst“ am Verlaat), die Handelsgeschäfte wie Hagius, die Apotheke Sarrazin oder die Gastwirts-Familie Plümer, deren Geschichte vom ersten Spatenstich bis heute mit dem „Rhauderfehn“ (Ost und West) verbunden ist.